Grundlage der Bühnen-Arbeit ist das Wahrnehmen.
Präsenz. Jetzt.
Das ist die Grundlage.
Die Erinnerung aus der Probe und der Vorbereitung ist nichts wert, wenn ich sie nicht „präsentiere“.
Ich meine dieses Wort im Sinne von „in die Gegenwart holen“. Präsens ist die Gegenwart, das „Präsentieren“ ist das „Jetztigen“ der erinnerten Struktur.
Und das ist weniger spektakulär, als das Wort „Präsentation“ sich anhört…
Schauspieler werden als „echt“ empfunden, wenn sie sich wirklich aufs „Spiel“ einlassen.
Und das erste, wichtigste beim Spiel ist das Wahrnehmen… das wirkliche Wahrnehmen… dessen, was jetzt wirklich da ist. Hier gleicht Spiel einer Meditation.
Erst dann, dann kann das Umgehen mit dieser Wirklichkeit in einer bestimmten Weise „gespielt“ werden.
Die normalerweise als „Kern“ von Schauspiel angenommene „Lüge“ ist also nur der zweite Schritt.
Der erste Schritt ist immer das wirkliche Wahrnehmen… viele sagen auch Fühlen… dessen, was jetzt gerade wirklich ist.
Der Grund-Vorgang wurde mir in der Schauspielschule in Rostock so gelehrt:
„Aufnehmen, Bewerten, Handeln“.
Die Form der zwei letzten Teile hängt sehr am Willen und an der Form des Geprobten und am Text und an etc. etc. … aber der erste Teil, das „Aufnehmen“, ohne den alles blöd wird, kann nur im selben Moment ausgeführt werden, in dem gespielt wird.
Wahrnehmen ist die eigentliche Fähigkeit, die gelehrt werden kann. Wahrnehmen kann man auch „darstellen“, dann wirkt aber das Ergebnis unecht. Wirkliches Spiel kann man nicht künstlich machen… man spielt einfach!
Daraus leitet sich ab, dass ein großer Teil der von mir angebotenen „Übungen“ sich aufs Fühlen beziehen. Die Wahrnehmung, aus der heraus dann alles mögliche geschehen kann, ob das nun getan, gesprochen, gesungen oder geschrien wird…
Erst, wenn ich wirklich wahrnehme, werde ich vom Zuschauer als „präsent“ wahrgenommen werden können.
Dieses Wahrnehmen ist das Wahrnehmen, das VOR dem Bewerten stattfindet. Wir spielen also im wertfreien Raum.
Wer spielt und gleichzeitig wissen will, ob er „gut“ gespielt hat, wird zwangsläufig „schlechter“ spielen, als er könnte.
Spiel setzt die Annahme, die Liebe zu Dir selbst voraus.
Wenn man so will, ist ein Teil dessen, was ich lehre auch die „Liebe zu Dir selbst“.
Und hier ist es wie so oft … Die Welt, eine Bühne, die Bühne, eine Welt! Bühnenarbeit hilft Leben!
Die allgemeine Präsenz zu üben, für das ganz normale Leben als Meditations-Form ohne Bühnen-Teile, leitete ich für einige Jahre in Bonn an. Mehr Informationen findest Du dazu unter dem Punkt „Jederzeit Gelassenheit“
Die Bühnen-Form der Präsenz habe ich lange bei Stagefit unterrichtet.